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Maryonna Chestnut

Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du. Mahatma Ghandi

Maryonna Chestnut

Mein Vater, Varis Featherfeet, ist fürs Leben verbunden mit Shandra Riverdeep. Gemeinsam haben sie 3 Kinder: Loxana, Beiro und Rolen, sie sind noch Kinder und haben noch keinen Beinamen. Man könnte nun meinen es handle sich um das perfekte Familienidyll. Nun, für meine Halbgeschwister trifft das ja vielleicht zu.

Ich war, wenn man es so nennen will, ein Unfall, eine Jugendsünde meines Vaters. Als junger Mann, er hatte gerade erst seine Mannbarkeitsriten hinter sich gebracht, zog er aus die Welt zu erkunden. Dabei traf er auf meine Mutter, Kentra. Sie war gerade 17 Jahre alt, wunderschön, aber eine Menschenfrau. Meinem Vater, einem jungen Elfen von gerade einmal 20 Jahren, war das egal. Sie hatten sich ineinander verliebt und verlebten einige traumhafte Wochen miteinander. Doch es kam wie es kommen musste, und schweren Herzens mussten sie sich eingestehen, dass es bei all ihrer Liebe nicht funktionierte. Er verließ sie und zog weiter.

Kurz darauf stellte meine Mutter fest dass sie schwanger war. Als mein Großvater erfuhr dass seine unverheiratete Tochter schwanger war, und auch noch mit einem Elfenbastard, jagte er sie vom Hof. Er erklärte er habe keine Tochter mehr. Sie zog in die nächstgelegene Stadt, Fallcrest. Etwa 7 Monate später wurde ich geboren. Sie nahm jede Arbeit an, ob als Näherin oder Schankmaid, nur um uns beide durchzubringen. Sie war eine wunderbare Mutter, trotz der vielen Arbeit versuchte sie mir soviel Zeit wie möglich zu widmen. Sie schenkte mir all ihre Liebe, und versuchte auch noch das Fehlen des Vaters auszugleichen.

Meine Mutter sagte immer dass ich etwas Besonderes sei. Die Kinder in der Nachbarschaft hänselten mich aber ständig, wegen meiner halbspitzen Ohren. Früh begriff ich dass ich anders war. Ich verstand noch nicht die genaue Bedeutung des Wortes „Bastard“, aber es war klar dass es nichts Gutes war.

Als ich gerade knapp 11 Jahre alt war, wurde sie schwer krank, im Winter hatte sie sich eine Lungenentzündung zugezogen und verschleppt. Einen Heiler konnten wir uns nicht leisten und so verstarb sie nach zweimonatigen Qualen. Nach ihrer Beerdigung, die sehr schlicht war, nahm mich „Tante“ Miranda bei der Hand und erklärte mir, dass sie meiner Mutter versprechen musste, mich zu meinem Vater zu bringen. Sie war die beste Freundin, die meine Mutter in der Stadt hatte, und so tat sie auch worum sie gebeten wurde.

Miranda brachte mich zu Fuß einige Tagesreisen von Fallcrest weg, sie führte mich in eine schlichte Siedlung im Harken Forrest. Dort fragte sie sich zur Behausung eines gewissen Varis Featherfeet durch. Als wir an der Hütte, welche uns genannt wurde, anklopften öffnete uns ein hochgewachsener Elf. Er hatte ein sehr freundliches, aber verwundertes Gesicht.“Tante“ Miranda war die Situation sichtlich unangenehm. „Ich habe Kentra versprechen müssen das Kind hier herzubringen. Also da ist die Kleine, ihr Name ist Maryonna. In diesem Brief steht alles was Ihr wissen müsst.“ Sie drückte ihm einen dicken Umschlag in die Hand, küsste mich noch einmal auf die Stirn, drehte sich um verließ die Siedlung fluchtartig. Ich habe sie erst wieder gesehen als ich schon erwachsen war..

Meinem Vater genügte ein Blick um zu erahnen wer und was ich war, ich habe offenkundig die Augen, die Nase und den Mund von meiner Mutter, aber die Wangenpartie meines Vaters und die Ohren sprechen für sich. Er las sehr aufmerksam den langen Brief meiner Mutter, den genauen Inhalt habe ich nie erfahren. Aber es ging auf jeden Fall darum das sie wollte, dass ich bei ihm aufwachse, wenn sie nicht mehr für mich sorgen kann. Er besprach das lange mit Shandra, sie willigte schließlich ein. Sie bemühte sich redlich um Verständnis und Harmonie. Aber auch mir wurde recht bald klar dass ich zwar geduldet bin, aber eigentlich nicht wirklich in diese Gemeinschaft gehöre. Nur mein Vater und meine Halbgeschwister standen zu mir, und Shandra – nun ja sie bemühte sich.

Als ich 18 Jahre alt war hielt ich es kaum mehr aus. Inzwischen hatte ich zwar drei wirklich gute Freunde gefunden, aber die Dorfgemeinschaft ließ mich weiterhin spüren, dass ich eben nur eine halbe Elfe bin. Mein Vater lehrte mich Jagen, Häuten, Gerben und Spurenlesen. Adran, Gendra, Lucan, meine 3 Freunde, und ich verbrachten viel Zeit im Wald, manchmal mehrere Tage und Nächte. Als Lucan eines Tages Anstalten machte sich in mich zu verlieben, und sich auch bei mir ähnliche Gefühle regten, spürte ich dass es an der Zeit war zu gehen. Gern hätte ich mich diesen Gefühlen hingegeben. Ich wollte Lucan nicht verletzen, aber ich wusste diese Verbindung würde uns über kurz oder lang beide unglücklich machen.

Mein Vater war traurig als ich ihm sagte dass ich gehen muss, aber er verstand meine Gründe. Ich packte meine wenigen Habseligkeiten und verabschiedete mich von meinen Halbgeschwistern und Shandra, die wider Erwarten tatsächlich traurig zu sein schien. Mein Vater begleitete mich noch 5 Tage & Nächte. Am 6, Tag, recht früh am Vormittag, blieb er plötzlich unter einem Kastanienbaum stehen und bat mich, mich neben ihn zu setzen.

Er erzählte mir, dass er hier, unter diesem Baum dereinst meine Mutter getroffen hatte, und dass ich hier unter diesem Baum gezeugt wurde. Aus diesem Grunde wollte er mir jetzt und hier meinen elfischen Beinamen geben, dieser sollte Chestnut lauten, in gedenken an diese große Liebe und die schönsten Tage seines Lebens unter diesem Kastanienbaum. Er versicherte mir, dass ein Teil seines Herzens für immer Kentra und mir gehören würde. Als er sich verabschiedete sagte er noch das nicht weit von hier der Hof meiner Großeltern liegen würde, und wies mir die Richtung, nur für den Fall das ich sie kennen lernen wollte. Er drehte sich um, hob noch einmal seine Hand zum Winken und verschwand zwischen den Bäumen.

Ich ging sogar in die Richtung, und fand den Hof. Aus sicherer Entfernung beobachtete ich das Haus mehrere Stunden, ich beobachtete einen sehr alten Mann wie er auf einer Bank vor dem Haus saß, er wirkte verbittert und gebrochen. Meine Mutter hatte mir zwar nie erzählt gehabt, was zwischen ihr und ihrem Vater geschehen war, aber ich ahnte dass es einen Grund geben musste, weshalb sie nie über ihre Eltern gesprochen hatte. Ich beschloss nicht zum Haus zu gehen.

Ich zog weiter, wollte mein Glück in einer der nächsten Städte suchen. Auf dem Weg traf ich auf eine Handelskaravane, ihr Koch war ihnen gerade davon gelaufen und hat den Beutel mit dem Geld fürs Essen mitgehen lassen. Da bot ich mich an, als Jäger einzuspringen und das Erjagte auch zuzubereiten, wenn sie mich dafür in die nächste Stadt mitnehmen. So landete ich schließlich wieder in Fallcrest, kehrte quasi wieder heim. Ich arbeite seither als Scout & Jäger für die der Nerath Trading Company.