Rippers

3-Haie Auf Den Londoner Docks

Kurzfassung: Chi-Yu und Grant verfolgen Hinweise einer Mordserie an der Themse. An den Docks werden auch sie von einem Haimensch angefallen, der anscheinend durch rohes Fleisch gezielt angelockt wurde, und werden schwer verwundet. Während sie im Krankenhaus behandelt werden, versuchen Morley, McDonald und die Chase-Geschwister Adeline und Henri (Extras) das Monster zu stellen. Sie konstruieren mit einem Frischfleischköder eine Falle am Hafen und warten in Kisten auf die Bestie. Haimensch wird besiegt, aber Adeline und McDonald lassen dabei ihr leben.


Lord Christopher Alan Morley

Neil Shepperd überprüfte noch einmal Sitz und Funktionalität seiner Pistole und seiner Handarmbrust. Er zog den Rapier und hielt die Klinge prüfend ins Licht. Zufrieden nickte er und wandte sich der kleinen Runde zu, die sich in der Lodge versammelt hatte. Megan McDonald schien auch noch einmal ihre Waffe zu überprüfen, eine Pistole mit seltsam anmutenden Magazin. Die Geschwister Chase, Henry und Adeline, rückten ihren Rapiergurt zurecht und steckten ebenfalls eine Pistole in den Gürtel. Kurz sahen sich alle an, entschlossene Mienen, dann brachen sie mitsamt Netz und Seilen in Richtung Docks auf.
Der Plan war einfach: Irgendein Wesen - ein Haifischmensch? - hatte Chi-Yu Chan und Abraham Grant angefallen und schwer verwundet. Beide lagen jetzt im Krankenhaus, und beide schienen dem Tod nur knapp entronnen. Er selber hatte am Vortag bei Nachforschungen Gerüchte über eine Mordserie im Hafenviertel gehört, und er glaubte nur zu gern dass es eine Verbindung zu dem nächtlichen Angriff gab. Dem mußte ein Ende gesetzt werden. Der Beschreibung ihrer Gefährten zufolge folgte das Wesen frischem Fleisch, und daher hatten sie beschlossen, ihm eine Falle zu stellen. Ein Stück Fleisch, diesen Mittag frisch erstanden, würde den Köder bilden. Diesen würde McDonald mit einer ausgeklügelten Seilkonstruktion mit einem Netz verbinden, dass beim Bewegen des Köders hinabfallen würde. Die Idee war, dass sich das Wesen lange genug in dem Netz verfing um ihnen Zeit zu geben, es in Stücke zu schießen.
Nach einem kurzen Intermezzo mit Bettlern und übleren Zeitgenossen, die sich nur durch die Zurschaustellung blanken Stahls abwimmeln ließen, erreichten sie bei Einbruch der Dämmerung den Hafen. Mit Hilfe der beiden Geschwister errichtete Megan recht zügig die Falle, wonach sie sich im Dickicht der Kisten versteckten. Neil selbst suchte sich die Luke des oberen Geschosses einer Lagerhalle aus, welche in der Nähe stand. Diese war zwar ein Stück vom Dock entfernt, doch er traute sich mehr als zu, trotzdem noch sicher zu treffen. Dann hieß es warten.
Sie hatten wohl an die zwei Stunden gewartet, als endlich etwas passierte - allerdings nicht das, was sie erhofft hatten. Ein Betrunkener taumelte am Dock entlang, in Richtung der Falle. Neil fluchte. Der Mann könnte alles verderben, außerdem brachte er sich in extreme Gefahr. Geduldig wartete er, bis der Fremde unter dem schweren Haken eines Lastkrans durchtaumelte, zielte, und schoß. Er verfehlte zwar sein Ziel, doch der Schuß nicht seine Wirkung. Der Mann zuckte erschrocken zusammen, und nur Augenblicke später schoß eine abscheuliche Gestalt aus dem Wasser: Ein menschlicher Körper - mit sehr breiten Schultern - geziert von einem Haikopf mit wahrlich furchteinflößendem Gebiss. Neil hatte etwas in dieser Art erwartet, doch Worte konnten einen nicht auf einen solchen Anblick vorbereiten. Er schluckte schwer, bevor er sich genug fing um die Waffe anzulegen. Dann drückte er ab, während das Wesen in Richtung der Verstecke losrannte, aus denen seine Gefährten jetzt das Feuer eröffneten.
Alan feuerte ruhig und regelmäßig, während das Biest unter seinen Gefährten wütete. Nicht zum erstenmal dankte er innerlich dem strikten Drill in der Kadettenschule, der ihn genau in solchen Momenten die Nerven behalten ließ. Er konnte feststellen, dass er mit fast jedem Schuß traf - die Kugeln hinterließen rote Streifen auf der Haut des Monsters, rissen Fleischstücke heraus und bohrten Löcher in dessen Körper. Doch dieses Biest ließ sich kaum beeindrucken. Erst wurde Adeline Chase nach kräftigen Bissen davongeschleudert, dann Megan McDonald. Beide lagen reglos auf den Docks, als Henry Chase endlich in Aktion trat. Er sprang aus der Kiste und lief in Richtung des Fleischstücks, das Monster zu sich rufend. Dieses zögerte nicht lang - und rannte mitten in die Falle. Im Netz gefangen, bot es ein leichtes Ziel, und Kugel um Kugel schüttelte das Wesen, während Henry mit seinem Degen nach dem Monster stach, das wie verrückt gegen das Netz ankämpfte. Nach einigen Sekunden schließlich gelang es dem mittlerweile aus zahlreichen Wunden blutendem Biest, sich zu befreien. Es richtete sich auf den Docks auf, schnappte nach Henry, verfehlte - und brach dann mit einem Rapier im Auge zusammen. Für einen Moment herrschte angespannte Stille - doch das Monster rührte sich nicht mehr. Erleichtert steckte er die Waffen ein, und machte sich auf, den beiden Schwerverletzten zu helfen.
Doch jede Hilfe kam zu spät. Beide waren den schrecklichen Wunden, welche das Haimaul gerissen hatte, erlegen. Eine Taubheit legte sich über Neil. Nicht, dass ihm eine der beiden besonders nahe gestanden hätte - nicht so wie Henry, dessen Zwillingsschwester tot auf den Planken lag - doch er hatte nicht mit so etwas gerechnet. Der Sieg, wenn man es so nennen wollte, glich einem Fiasko. Das Wesen hatte im Alleingang fast die gesamte Lodge ausgelöscht - McDonald und Adeline Chase tot, Chan und Grant schwer verwundet nur Henry Chase und er waren an waffenfähigem Personal einsatzbereit. Wie schlafwandendelnd legten sie die Leichen in das Netz der Falle, befestigten es an einer Holzplanke und trugen es zur Lodge zurück. Jeder schien in seinen eigenen Gedanken versunken.

Zwei Wochen später stand Neil Shepperd nachts über dem Grab von Adeline Chase, in voller Montur, den Zylinder in der einen und einen Blumenkranz in der anderen Hand. Der Leichnam McDonalds war nach Glasgow überführt worden. Lady Dashwood hatte ihn begleitet, doch Neil war geblieben - teils um Unannehmlichkeiten bei der Beerdigung zu vermeiden, teils um dafür zu sorgen dass die Lodge weitergeführt wurde, während die anderen beiden sich von ihren Wunden erholten.
Er ließ den Kranz auf das Grab fallen, verharrte noch kurz und verschwand dann in der Nacht. Die Schlacht war geschlagen, die Toten beerdigt. Doch der Krieg hatte eben erst angefangen.