Runepunk

2-Das Portable Fardoor

Maxine

Es waren bereits einige Tage seit dem Einbruch in die Nahrungsmittelfabrik vergangen. Maxine hatte sich eine bezahlbare Herberge gesucht und begann sich mit ihren neuen Lebensumständen zur arrangieren. Da ergab sich erneut ein Auftrag von Tenturra. Maxine und die beiden Ferren sollten einen Schraubenschlüssel nach MossMetal bringen. Dr. Atwell, derjenige welche dem sie dieses Werkzeug übergeben sollten, würde jedem von ihnen 70 Royals dafür bezahlen.

„Da muss ein Haken sein. Niemand bezahlt soviel Geld für den Transport eines Werkzeugs, das bestenfalls einen Bruchteil davon kosten würde wenn man es neu kauft“ meinte Maxine noch. „Ach was, Haken!“ kam es verächtlich von Gizmo, „70 Royals – für jeden von uns!“ „Das ist viel Geld-Geld, können wir doch alle brauchen-brauchen.“ quiekte noch Dusty, und damit war es so gut wie beschlossen. Denn wenn sie es auch nie zugeben würde, sie brauchte das Geld ebenso dringend. Sie hatte bereits feststellen müssen, dass es verdammt teuer ist ein warmes, sauberes Bett und zumindest gelegentlich etwas zu essen zu haben. Irgendwie hatte sie sich das leichter vorgestellt.

Von MossMetal wusste sie lediglich, dass es sich ca. 12 Zugstunden nord-östlich von Greymesa befindet. Von Dusty und Gizmo erfuhr sie, dass viele Abenteurerlegenden dort ihren Ursprung nahmen. Von diesem Dr. Atwell wussten sie ebenso wenig wie Maxine. Der Schraubenschlüssel wurde in Gizmos Werkzeugkasten verstaut, anschließend wurden noch Treffpunkt und –zeit ausgemacht.

Am folgenden Tag trafen sie sich am Bahnhof, dort musste Maxine feststellen, dass es nicht nur verdammt teuer war etwas zu essen und eine Unterkunft zu haben, sondern auch von einer Stadt in die andere zu reisen. ‚20 Royals wollen die für ein Zugticket haben, die sind ja wahnsinnig!’ Dusty sagte etwas von sich zwischen das Gepäck zu quetschen und Gizmo verschwand überhaupt von der Bildfläche. „Wir treffen uns am Bahnhof in MossMetal-Metal!“ war das Letzte was sie von Dusty hörte, dann verschwand er hinter irgendwelchen Kofferbergen. Maxine blieben nur zwei Möglichkeiten. 1. das Ticket bezahlen, oder 2. kreativ werden. Sie entschied sich für 2teres.

Eine Dame mit einem recht ausladenden Hut und jeder Menge Gepäck wurde auserkoren Maxine ihr Ticket zu spendieren. Die Hutkrempe fing zunächst unbemerkt Feuer, im richtigen Augenblick lenkte sie die Aufmerksamkeit der Dame und der Umstehenden geschickt auf den kleinen Brand. Im nächsten Moment war sie auch schon untergetaucht, mit dem Ticket versteht sich. Ihr Herz raste, es war aufregend, einerseits die unterschwellige Angst doch noch erwischt zu werden, andererseits ein gewisses Gefühl von Stolz. Es stellte sich heraus, dass das Ticket für die 1. Klasse war, zunächst nahm Maxine auch dort den Platz ein. Als jedoch die, inzwischen etwas aufgebrachte, Dame anrückte, fand sie es dann doch sicherer sich in die 2. Klasse zu verdrücken. Dort fiel sie auch weniger auf. Dieser Umstand machte es auch leichter einige Informationen aufzuschnappen. Maxine war nicht die einzige, die kurz vor Abfahrt des Zuges, den verhüllten Mann in der schwarzen Robe mit den goldenen Verziehrungen, begleitet von 2 Redcloaks, am Bahnsteig gesehen hatte. Sie lauschte diesem und jenem Gespräch, so erfuhr sie, dass es sich bei diesem Mann um einen von 6 Intercessoren handelt, diese sind die Beschützer des Orakels von MossMetal. Was auch immer das bedeuten mag, es klang interessant, vielleicht würde sich ja eine Gelegenheit ergeben mehr darüber herauszufinden.

In MossMetal angekommen, sah Maxine zu aus dem Zug zu kommen, ohne der Dame über den Weg zu laufen. Sicher war sicher. Es dauerte auch nicht lange, bis sie ihre Ferren-Freunde in der Menge fand. Sie tauchten aus einer Rauchwolke auf und wirkten etwas zerzaust, Maxine beschloss nicht genau wissen zu wollen, was die beiden während der Fahrt getan hatten.

Es war bereits Abend und sie wollten zuerst alle ausschlafen, bevor sie sich auf die Suche nach Dr. Atwell machten. Dusty faselte etwas von einer Underzone, als er bestätigte das es sich um genau das handelte woran Maxine dabei dachte, beschloss sie sich eine Herberge zu suchen. Eine solche fand sie auch unweit des Bahnhofs. Der Portier war ein schlitzohriger Malakar, er verlangte 5 Royals für ein Bett für die Nacht und 20 für Informationen. Daraufhin beschloss Maxine zuerst ihr Glück in der Bibliothek zu versuchen, diese war leider schon geschlossen. Allein in einer noch fremderen Stadt, als der wo sie herkam, schien der Abend wohl am Besten mit etwas zu Essen und etwas Schlaf zu beenden zu sein.

Am nächsten Morgen startete sie recht früh, der erste Weg führte sie in die Bibliothek, dort fand sie tatsächlich 2 Bücher von einem gewissen Dr. Atwell, einem scheint’s recht innovativen Erfinder. Sie fand Worte in den Büchern, von denen hatte sie noch nie zuvor etwas gehört. Einige davon schrieb sie ab, um sie Gizmo zu zeigen, vielleicht konnte er ja was mit dem Technik-Kaudawelsch anfangen. Bücher über Runenmagie waren zwar vorhanden, aber leider fehlte die Zeit, diese hoffte sie im Anschluss an den Auftrag zu finden.

Der Treffpunkt war wieder der Bahnhof, dort erfuhr sie dass es sich bei diesem Dr. Atwell um einen Ferren handelt, der in der „Mittelstadt“ lebte. Sie hatten, woher auch immer, die genaue Adresse. Wir beschlossen die Treppe zu nehmen, 1.500 Stufen. ‚Zum Glück ist Gizmo so ein starker Raucher, die Päuschen die er einlegt…. Pfff …. bloß nichts anmerken lassen.’ Die letzten 500 Treppen hatten sie quasi für sich, mit jedem Meter den sie an Höhe gewannen, wurden die querenden Straßen sauberer und die Gegend an sich adretter. Der Anblick machte Maxine etwas wehmütig, kurz begann sie sogar zu überlegen ob sie nicht wieder nach Hause gehen sollte. Daheim wäre es soviel einfacher. Aber vor ihrem Vater zu Kreuze kriechen? Ihre Freiheit aufgeben? Niemals!

Als sie endlich bei der richtigen Straße ankamen, fanden sie auf einem kleinen Platz, in der Nähe der eigentlichen Zieladresse, eine Menschenmenge vor. Diese umringte einen Ferren der wohl auf irgendetwas stand, denn er ragte über die vielen Köpfe auf. „Ich bin Dr. Atwell. Es ist mir gelungen das portable Fardoor zu entwickeln!“ Ein Raunen und unverständiger Jubel gingen durch die Menge, wodurch Gizmos Erklärung, warum dies nicht funktionieren könne, vollkommen unterging. Dr. Atwell ließ nicht lange mit einer Demonstration seiner Erfindung auf sich warten. Dabei handelte es sich um eine Art Armband, er drückte einige Knöpfe, die Luft begann zu vibrieren und blaue Blitze bildeten sich um ihn. Von dem Armreif ging plötzlich ein sich stetig vergrößerndes schwarzes Loch aus, eine grauenhafte Fratze tauchte daraus auf, schnappte sich Dr. Atwell und nahm in mit sich fort. Das Loch schloss sich wieder und der Armreif viel zu Boden. Dusty versuchte sich das Ding zu krallen, war aber offenbar zu langsam. Also musste Maxine helfen, sie erhitzte den Armreif, sodass der Mann der ihn genommen hatte ihn wieder fallen ließ. Die Verwirrung über dieses Ereignis nutzte Dusty und schob Gizmo als Dr. Atwells Assistenten vor. Sie brachten den Armreif in Sicherheit und alle drei verschwanden im Haus des Erfinders, dort verwirrten sie Mrs. Atwell.

Nachdem sie der Dame alles erklärt hatten, führte sie sie in das Arbeitszimmer ihres Gatten und ließ sie gewähren. Maxine nahm sich einige Bücher vor, Gizmo die Aufzeichnungen des Doktors. Nach einer Weile war er davon überzeugt alles verstanden und Dr. Atwells Fehler in der Theorie gefunden zu haben. Er drückte ein paar Knöpfe auf dem Armreif, es begann ähnlich wie zuvor bei Dr. Atwell, ein Tor öffnete sich, allerdings kam diesmal keine Fratze heraus. Wir blickten in eine andere Welt, eine schwarze Ödnis, schlimmer als die Barries, durchzogen von Lavarinnsalen. Das einzige Element, welches sich von der Ebene abhob, war ein Turm, dessen Silhouette aussah wie ein Knochen.

Ohne seinen kleinen Verstand zu bemühen, ging Gizmo durch das Tor. Dusty und Maxine sahen ihn zwar noch, hörten ihn aber nicht mehr. Dusty warf das eine Ende seiner Kette durch, Gizmo griff danach, doch als sie ihn damit zurückziehen wollten, bewegte sich das Ding keinen Millimeter mehr, höchstens noch tiefer auf die andere Seite. Die beiden überlegten fieberhaft wie sie das Problem lösen könnten, leider viel ihnen auch nichts ein. „Gizmo ist Bruder, ist Familie-Familie!“ war noch von Dusty zu hören, danach hüpfte er ebenfalls durch das Tor. „Verdammt! Ihr Idioten!!!!“ schrie Maxine ihm hinterher, doch die beiden hörten sie offenbar nicht mehr. ‚Was tue ich jetzt, ohne die beiden komme ich nicht an Dr. Atwell, ohne ihn nicht an die Bezahlung. Und was – zum Henker – mach ich ohne die beiden? Okay, sie sind nervig, sie sind dreckig… Sie haben mir schon das Leben gerettet, oder mich zumindest vor dem Knast bewahrt… sie sind nervig, sie sind dreckig… sie sind die einzigen Freunde die ich habe… sie sind nervig, sie sind dreckig… ich mag sie – das dürfen sie nie erfahren!’ „Verdammt! Jungs wartet auf mich!“ Maxine holte die beiden, die bereits unterwegs Richtung Turm waren, rasch ein. „Warum hast du das gemacht-gemacht? Vielleicht kommen wir nicht mehr zurück-zurück.“ Dusty wirkte besorgt und verwirrt auf Maxine. „Na euch kann man doch nicht alleine lassen, und außerdem – ihr hättet doch dasselbe für mich auch getan. Oder?“ grinste Maxine Dusty an. Dieser legte den Kopf zur Seite, wechselte einen kurzen Blick mit seinem Bruder, dann tönten sie im Chor: „Ja, sicher!“ Maxine wusste genau, dass sie das nur sagten, weil sie wussten, dass es das war was sie jetzt hören wollte. Es bestätigte ihr aber auch, dass sie ebensoviel Angst hatten, wie sie selbst.

Sie waren noch nicht weit gekommen, da schossen plötzlich 3 dämonische Kreaturen aus dem Boden, sie verloren auch keine Zeit, sie attackierten sie sofort. Reflexartig ging Maxine in Position einige Firebolts auf die Angreifer zu schießen, als sie feststellen musste, dass nichts kam, ihre Adern kochten, doch die Hände blieben kalt. Ebenso versagte Gizmos Schusswaffe. Mit einem widerlichen Lächeln auf den Fratzen griffen die Dämonen weiter an. Eine Nebelwolke entstand nachdem Gizmo irgendwas getan hatte, das kam ihnen ein wenig zu gute. Rein nach Gehör versuchte Maxine ihren Gegner mit dem Dolch zu verletzen. Die Ferren wurden zu wahren Bestien und waren dank ihrer Krallen schließlich siegreich. Die drei gingen weiter, das Ziel war immer noch der Turm. Als sie dort ankamen, stellten sie fest, das dieser zur Gänze aus Lavagestein bestand. Einige Treppen führten zu einem großen offenen Raum, in diesem befanden sich eine Art Altar, auf welchem Dr. Atwell lag, und ein metallener Thron, auf dem ein Mann mit einer silbernen Maske vor dem Gesicht saß. Zu seinen Füßen ein Dämon, kniend am Boden wie ein Hündchen.

Dusty hatte, nachdem er außen am Turm hochgeklettert war, versucht den beiden anderen zu deuten was er drinnen gesehen hatte. Gizmos Versuch ungesehen hineinzugelangen ging schief, also schwenkte er auf die rotzfreche Tour um, um Maxine die Möglichkeit zu geben sich von hinten an den Thron zu schleichen und den Mann zu überraschen. Maxine muss wohl über ein kleines Steinchen gestolpert sein, auch sie wurde bemerkt.

Es handelte sich bei dem Mann in der Maske um einen so genannten Wist, einen Dämonologen der Nightmare Prigade, die ja nun per Definition nicht dafür bekannt sind zu den Guten zu gehören. Doch seltsamerweise griffen weder der Wist, noch sein Schoß-Dämon die drei Freunde an. Im Gegenteil, er schlug ihnen einen Handel vor: Ihr Leben gegen ein Ticket zurück in die reale Welt. Außerdem lockte er sie mit 3 Kisten, eine für jeden. Eine enthielt Goldmünzen, die zweite Silbermünzen und die dritte Edelsteine. Das Gizmo da anspringt war klar, dass er das Hirn und jegliche Vorsicht ausknipst bedenklich.

Dr. Atwell wurde von seinen Fesseln befreit und aufgeweckt. Nach kurzer Beratschlagung wurde entschieden, dass es besser war zunächst zu kooperieren. Der Doktor tüftelte zusammen mit Gizmo an dem Armband herum. Sie schafften es auch dass sich wieder ein Loch im Raum öffnete, dann gab es plötzlich einen lauten Knall und alle Anwesenden fielen in Ohnmacht.

Dusty

Kurz bevor die Explosion Dusty das Bewußtsein raubte, schwirrte noch ein Gedanke durch seinen Kopf: 'Sie werden mich finden'! Er hatte sich zwar hinter dem Altar versteckt, aber die magotechnische Explosion ignorierte die Deckung.

Er konnte nicht sagen, wie lange er gelegen hatte, aber nach und nach kamen die Sinne zurück, und er nahm Bilder der letzten Tage wahr: Der merkwürdig lukrative Auftrag, den sie angenommen hatten. Die Zugfahrt, auf der er zuerst Gizmo in einen Koffer geholfen hatte - den ursprünglichen Inhalt hatten sie in den Müll gelehrt - und dann in einem unbeobachteten Moment in den Güterwagen geschlupft war.

Eine weise Wahl, wie sich herausstellte: In den Kisten ließ sich tatsächlich ein wenig nützliches finden, was er mitnehmen konnte. Als sie ankamen, verkroch er sich einfach wieder in die Kiste, und wartete auf einen ruhigen Moment um zu entkommen. Zugfahren auf Ferrenart.

Dann das Verschwinden von Mr. Edwell bei einer technischen Panne, und Dustys verzweifelte Versuche an das Armband zu kommen. Gizmo, der - mit dem Kopf mal wieder völlig woanders - einfach durch das Tor lief, in die dunkle Welt. Der verzweifelte Kampf gegen die Dämonen, als er feststellen mußte das weder seine Kette noch seine Pistole viel auszurichten vermochten. Gizmos elektromagnetisierten Klauen hatten den Kampf für sie gerettet.

Und dann der Wizt. Ein Magier, der Gold und Edelsteine beschwören konnte. Gizmo schien angetan, doch Dusty glaubte nicht, dass es echt war. Der Magier schien sinistere Pläne zu haben - er glaubte nicht, dass es schlau sein würde, ihn durchs Tor zu lassen. Er hatte schon die Schrauben zur Hand genommen, die er am Geländer der Treppe in Mossmetal gefunden hatte, um sie dem Magier vor die Füße zu werfen, sobald dass Tor aufging - in der Hoffnung, schnell durchzuhuschen und es vor ihm wieder zu schließen. Doch dann kam die Explosion.