DormantVillage

Leander Von Weissenthal

Introduction

Schön langsam könnte man sich wohl Sorgen machen, auch wenn er sich noch nichts anmerken lassen wollte. Einige der Dorfbevölkerung sind mittlerweile erkrankt und niemand konnte ihm so recht erklären woran. Aber noch eine zweite mysteriöse Sache beschäftigte ihn - so war wohl seit gut einem Jahr kein Fremder mehr in dem Landstrich gesichtet worden, den er zu verwalten hatte. Zwar waren Besuche generell sehr selten aber in Anbetracht der Lage ein weiterer Grund zur Beunruhigung.

Prustend tauchte Leander aus dem eiskalten Wasser auf und wischte sich mit beiden Händen die Nässe aus dem Gesicht. Er stand etwa einen Steinwurf vom Ufer entfernt nackt in dem flachen See, den der Gebirgsbach bildete, bevor er sich aus beachtlicher Höhe über die felsigen Klippen weiter Richtung Tal ergoss. Noch ein weiteres Mal tauchte er unter, bevor er sich vorsichtig über die rutschigen, moosbewachsenen Steine zurück ans Ufer tastete. Hoffentlich, so dachte er, hielt dies seine quälenden Rückenschmerzen eine zeitlang davon ab ihn zu tyrannisieren, damit er sich um die Angelegenheiten seines Landstriches kümmern konnte.

Als seine Füße wieder die rotbraune und für diese Gegend so typische Erde unter sich hatten griff er nach einem Fell, dass er sich über einen Ast der alten knorrigen Weide bereit gelegt hatte und trocknete sich damit ab. Er beutelte seinen Wams aus, den der Wind mit einigen der orange-braunen Blätter bedeckt hatte. Nachdem er sich bekleidet hatte pfiff er zweimal kurz in die Richtung des Buchenhains und wenig später kam sein treuer Rappe angetrabt. Er kam direkt neben Leander zum Stehen und schnaubte einmal scharf durch die Nüstern. Der Atem des Pferdes war bereits kurz zu sehen, es wird also nicht mehr lange brauchen, bis der Herbst vollen Einzug erhalten hat. In den obersten Lagen waren die Bäume bereits ohne Laub und bald wird sich das bis zum Dorf fortgesetzt haben.

Hie und da gesellte sich zum Traben des Pferdes, dem gelegentlichen Ächtzen des Leders und dem Klirren der Schnallen, wenn sie aufeinander schlugen, in der Entfernung das Krächzen von Krähen, dass durch das Tal hallte - ansonsten war es gespenstig ruhig als Leander gedankenverloren durch den Wald ritt. Bald hatte er wieder den Fluss erreicht, der nun in der Ebene ruhig meandrierend vor sich hinplätscherte. In Kürze wird er die alte Mühle erreicht haben und von dort ist es nur noch ein bischen die Anhöhe hinauf, bis er sein Anwesen erreicht haben würde.

---